July 25, 2010

parisienne me

Dieses Packerl parisienne rouge erstand ich am Mittwoch bei contor - in Begleitung von W. Ausgeraucht habe ich ihn heute mit Patrick - am selben Ort. Bezeichnenderweise sollte es unser letztes Treffen sein, mit W. - und unser erstes mit Patrick.

Er sah mich in Madiani diesen Reise- und Lebensführer aufklappen und schon war er bei mir mit der Frage Fahren Sie nach Paris? Die Franzosen, so sehe ich das kommen, werden alle meine Erwartungen übertreffen, ja!

Patrick ist jetzt Sänger, weil Schauspielen ihm all die Jahre emotional zu nahe ging - auch Filme schaut er sich nicht mehr an, er kann sich dann einen Tag lang nicht davon erholen, sagt er. Er stammt nicht aus Algerien, aber seine Eltern sind Anfang 60er Jahre von dort nach Frankreich übersiedelt - knapp vor seiner Geburt, wie ich das dann berechnen konnte.

Nicht ganz so, aber ähnlich erging es Albert Camus. Camus, wie ich vom R. einmal in seiner Neidrede auf Orhan Pamuk bezüglich dem Nobelpreis erfuhr, soll der jüngste Literaturnobelpreisträger gewesen sein. Camus, von dem ich gerade "Der Fremde" lese. Die Lektüre - eine der geistigen Vorbereitungen auf mein caractère étranger à Paris.

July 22, 2010

weniger ist mehr

Weisst eh,  d e r   Automat: männlich, empfindlich!, warnte mich heute ein Kollege, wie er sah, wie ich mit dem Gerät vor dem Speisesaal umging. Just an dem Tag, wo ich mir eine Stunde zuvor einen Appell von dem E. bezüglich meines gestrigen Verhaltens ihm gegenüber anhören musste. Er sage das jetzt nicht mehr für sich aber in der Zukunft sollte ich meine Männer nicht so behandeln wie ihn gestern.

Jetzt hört sich das so an, als ob ich dem Gerät oder dem E. einen echten Tritt verpasst hätte. Keineswegs. Es ist jedes Mal dasselbe: du schenkst ihnen  nicht dein ganzes Herz (den Männern, aber auch nicht dem Automaten), weil sowas einfach nicht erzwingbar ist, nichtsdestotrotz verbringst du Zeit mit ihnen -  weil sie ja nett und sympathisch und alles sind (und der Automat halt praktisch). Wertvolle Zeit,  die du dann aber bitte wieder für dich haben willst, sprich: Er soll irgendwann bitte gehen! Und was machen sie? Statt dankbar zu sein für die Aufmerksamkeit, die sie bitte für die letzten 5 (fünf!) Stunden bekommen haben, sind sie beleidigt, gekränkt und obendrein verhaltensberaterisch...

Wenn manche nicht verstehen, dass sie sich bitte wieder zurückziehen können, muss man das solange andeuten, bis sie es auch einsehen, dass es an der Zeit ist zu gehen. Manchmal müssen diese Zeichen deutlicher ausfallen (Du bist schließlich ein Fremdkörper in meinem Universum...), aber nur, weil sie dezentere Andeutungen (Es ist besser, wenn du hier nicht rauchst. Nein, bitte, auch nicht aus dem Fenster...) einfach nicht verstehen wollen. Besides, wir hatten's ja schon mal: I don't do sleepovers!

July 17, 2010

gänsehaut

Gestern, als der E. mich am Nacken küsste, am Kanal... An diesem heißen Sommerabend. Unsere Füße Richtung Wasser gestreckt... Da überkam mich eine Gänsehaut. Wie üblich, wenn ein Mann mich an der Stelle küsst, und gleichzeitig erfasste mich eine Grundtrauer. Mich an die zwei Männer erinnernd, der diese Gänsehaut bei mir so gern und bewusst verursacht hatten immer...

Der Eine, von seinen Nackenküssen konnte ich nicht genug kriegen, und mit dem es so himmlisch war immer - der ist für immer im Himmel. Der Andere, der diese Küsse gezielt eingesetzt hat, um seine Macht auf meinen Körper und meine Seele zu prüfen - der soll für immer in der Hölle schmoren!

July 15, 2010

reger verkehr

Tja! Manchmal kreuzen sich diverse Wege - in so einer kleinen Stadt wie Wien vor allem (...aber auch in Abu Dhabi ist es nicht ausgeschlossen!). Der E. und ich sind uns schon einmal zufällig über den Weg gelaufen, den ich zu Fuß er in einem peinlich kleinen Auto zurücklegte, und aber damals dem Schicksal nicht seinen Lauf nehmen lassen. Beim zweiten Mal zufälligenTreffens führte es uns dann direttissima in sein Bett. Per Taxi. Gestern holte er mich dann mit seiner Vespa ab, und ich erinnerte mich nur an meine letzte Fahrt auf der Insel Anfang Frühling: auf einem Moped sich an eine große Liebe zu halten, und am Meer entlang fahren, das ist eins der schönsten Momente die mir mein Leben beschert hat. Das war Fellini! bemerkte unsere gemeinsame Freundin nachher, die uns an dem Tag zum letzten Mal gemeinsam sah. (Nur auf seine Kutsche hat er mich nie mitgenommen.)

Zurück nach Wien, der E. und ich noch auf einen schnellen Drink an der Bar... Wo H. aufwartet! H., der am selben Morgen, in der Früh, an der Straßenbahnhaltestelle an mir vorbeiraste. Auf seinem Fahrrad. H., auf den ich all die Abende warte, wenn ich an der Bar vorbeischaue, der aber das nicht dann tut, sondern gerade heute, wo der E. seine Hände nicht von mir  lassen kann, seine Lippen genauso wenig, da muss er dort sein und jede Minute miterleben. Für mich wäre es kein Grund, aber ich nehme mal an, das war's seinerseits dann.

Vor meiner Haustür, an der Wohnung von L. vorbei (kein Licht!), rast ein Fahrrad dann an uns vorbei, aber doch nicht so schnell, dass er mich nicht wahrgenommen hätte. Ein U-Turn zu Mitternacht und schon stehen wir zu Dritt vor meiner Tür. Der Segellehrer, der E. und ich. Ich muss sie einander vorstellen - den Namen vom Segellehrer weiß ich zum Glück noch. Schließlich haben wir vor nicht einmal einer Woche eine halbe Nacht gemeinsam verbracht - da zu wenig (eigentlich gar keinen) Wind ging - tretbootfahrend auf der alten Donau. Auch für ihn wird's dann gewesen sein.

Na ja. Zumindest gibt's so keinen Stau.

July 14, 2010

der sechste sinn

Fangen wir von vorne an:

Ich traf ihn zum ersten Mal in Café Ritter. Es muss Ende Jänner 2005 gewesen sein. (...wie unermüdlich ich ihm die letzten Monate immer wieder die Frage "Seit wann kennen wir uns jetzt?" mit diesem Datum antwortete.) Am Telefon meinte er, er wird seine Brillen anhaben und ein Le Monde in der Hand (... ein Angeber wie er ist!). Schließlich wusste ich ja nicht, wie er ausschaut, und umgekehrt genauso wenig. Natürlich googlte ich, und machte mir im Vorhinein ein Bild von ihm - denn zu seinen Fernsehauftrittzeiten, sei es im Kulturreport (so hat doch die MontagsSendung damals geheißen?), sei es aus Paris, da war ich noch nicht en Vienne. Zum Glück war er in Wirklichkeit - im Unterschied zu seinem online verfügbaren Photo -  ein auf den ersten Blick beeindruckender Mann. Zudem spürte man das italienische Blut, man hörte das französische Akzent.

Ich war an dem Tag krank und verschnupft und machte bei unserem ersten Gespräch ausschließlich inhaltlich einen guten Eindruck. Die zweite Chance für den ersten Eindruck sollte ich dann in Istanbul kriegen. An den zwei Ecken von Rumeli Caddesi, wie sie in Osmanbey und Harbiye mündet, sind wir uns gegenübergestanden. Er hat mit seinem Kamerateam auf die Autos gewartet und mich dabei - anscheinend - gemustert. Im Nachhinein - nach Jahren - wird er sagen: Da, wie er mich sah, so anders als in Wien, hatte er schon einen Ständer in der Hose auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ich spürte meine ersten Regungen unter der Gürtellinie dann, wie ich in den Folgetagen auf öffentlichen Veranstaltungen, denen wir für unseren Beitrag beiwohnten, immer wieder in sein Ohr etwas flüstern musste und seinen Duft wahrnahm, diese Mischung aus ihm selber, Tabak und seinem Parfum.

All in all, hat er schon sehr früh viele meine Sinne angesprochen.